Pressemitteilung
Erneut ein Doppelmord an zwei Frauen: Ignoranz und laxer Umgang ist tödlich!
Tickende Zeitbomben verhindern – Gefährliche Täter abfangen!
Wien, 6.5.2021. Auch dieser Monat beginnt mit einer erschütternden Nachricht: ein 51-jähriger Mann hat in einem Einfamilienhaus in Wals-Siezenheim in Salzburg seine 50-jährige Ex-Lebensgefährtin und deren 76-jährige Mutter erschossen. Wie schon bei den meisten vorhergehenden Frauenmorden war der Tatort erneut die eigene Wohnung.
Der Verein AÖF ist erneut zutiefst bestürzt und entsetzt, dass auch 2021 die Serie an Frauenmorden in Österreich nach dem Höchststand von 41 Morden im Jahr 2018, 39 im Jahr 2019 und 31 Morden an Frauen im Vorjahr nahtlos weitergeht.
Einmal mehr fordern wir die Regierung auf, endlich konkret und langfristig gegen Gewalt an Frauen und Kindern zu handeln! Studien und Analysen der Frauenmorde und Mordversuche der letzten Jahre durchzuführen ist gut, aber genügen nicht – es müssen schnell konkrete Opferschutzmaßnahmen angewendet werden, von denen wir wissen, dass sie effektiv Morde und Mordversuche verhindern: Gewalttäter müssen frühzeitig zur Verantwortung gezogen werden, die Gefährlichkeit des Täters muss besser eingeschätzt werden und gefährliche Täter müssen in U-Haft genommen werden.
Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins AÖF: „Gewalttäter sind tickende Zeitbomben. Wir schlagen vor, dass Polizei und Justiz auffällige bzw. gefährliche Täter zur präventiven Rechtsaufklärung vorladen und anlässlich dessen Fallkonferenzen gemeinsam mit den Frauen- und Gewaltschutzorganisationen einberufen werden. Damit könnten viele Femizide verhindert werden.“
Wir appellieren auch erneut dringend an die zuständigen Institutionen, konsequente und wirksame Opferschutzmaßnahmen tatsächlich durchzuführen! Besonders auch dann, wenn der Täter bereits amtsbekannt ist, resultiert laxes Handeln der Behörden in noch mehr ermordeter Frauen und Kinder!
Außerdem benötigt es eine sofortige Umsetzung der gesetzlich verankerten Fallkonferenzen, bei welchen alle im Gewaltschutz tätigen Organisationen verpflichtend einbezogen werden, eine Aufstockung des Personals in allen Gewaltschutzorganisationen, eine breit angelegte Bewusstseinskampagne der Regierung gegen Gewalt und Frauenverachtung und endlich die konkrete Umsetzung der Istanbul-Konvention.
Ohne entsprechendes Budget sind wirksame opferschutzorientierte Maßnahmen und effektive Prävention nicht durchführbar: Einmal mehr fordern wir ein Konjunkturpaket mit einer Joboffensive von mehr als 3000 Arbeitsplätzen und angesichts der immens hohen Folgekosten von Gewalt die Erhöhung der Mittel für das Frauenministerium – inflationsangepasst – auf 228 Mio. Euro. Ankündigungspolitik und punktuelle Maßnahmen helfen den betroffenen Frauen nicht – wir brauchen endlich eine massive langfristige Investition der Regierung für eine echte Gleichstellungs- und Gewaltschutzpolitik!
Kontakt:
AÖF – Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser
Mag.a Maria Rösslhumer
Tel.: 0664 793 07 89
www.aoef.at