Pressemitteilung
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen: Frauenlandesrätin Andrea Klambauer stellt eine Zunahme von Gewalt an Frauen in Frage
Verein AÖF kritisiert fehlenden Respekt und politische Unverantwortlichkeit
Wien/Salzburg, 25.11.2020. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) ist empört über die Aussage der Salzburger Frauenlandesrätin Andrea Klambauer von den NEOS, die in einem Artikel in den Salzburger Nachrichten eine Zunahme der häuslichen Gewalt in Frage stellt, weil die Auslastung der drei Frauenhäuser in Salzburg nur bei 50-63% liegt.
Auch wenn nicht alle Frauenhäuser voll ausgelastet sind, heißt es nicht, dass Gewalt an Frauen nicht zugenommen hat. Es ist süffisant und zynisch aus der aktuellen vulnerablen Situation Kleingeld zu schlagen. Einer Frauenpolitikerin, die eine derartige Aussage trifft, fehlt es an Feingefühl, Wertschätzung und Respekt für die schwierige Situation von gewaltbetroffenen Frauen und deren Kindern und gegenüber der Arbeit der Frauenhäuser und aller Opferschutzeinrichtungen.
Wie kann die Salzburger Landesregierung Aussagen wie diese akzeptieren und verantworten?
Allein die Ausschreibung der Frauenhäuser in Zeiten einer Pandemie war eine große Verantwortungslosigkeit und führt zu einer Zerstörung von langjährigen bestehenden und gut funktionierenden Gewaltschutzeinrichtungen. Die in Österreich erstmalig erfolgte Ausschreibung, die von der Salzburger Landesregierung mitgetragen wird, erfolgte ohne Grund und hat bereits jetzt eine große Verunsicherung von gewaltbetroffenen Frauen und Kindern zur Folge.
Wie kann es sein, dass die Salzburger Landesregierung dieses opferschutzgefährdende Verhalten einer Politikerin mitträgt und zulässt?
Eine Flucht in ein Frauenhaus war für viele Frauen bereits vor Corona schwierig und oft sehr gefährlich! Jetzt ist es noch erheblich schwieriger geworden, vor allem weil der Gefährder stets anwesend ist und auch die Kinder meist zu Hause sind. Wie soll eine Frau in dieser Zeit eine Flucht planen und durchführen? Die Polizei zu rufen ist ebenfalls in vielen Fällen nicht möglich, weil die Kontrolle des Partners noch massiver als sonst ist.
Corona verschärft die Situation gewaltbetroffener Frauen und Kinder
Gewalt an Frauen und Kindern war bereits vor der Pandemie alarmierend hoch – Corona verstärkt und verschärft diese Situation um ein Vielfaches. Das zeigen die ersten Erfahrungen und Entwicklungen: Bei der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 nehmen die Anrufe von hilfesuchenden Frauen und Angehörigen von Betroffenen stetig zu, seit dem ersten Lockdown verzeichnet die Frauenhelpline 40% mehr Anrufe. Ebenso haben die Betretungsverbote österreichweit bereits um 22% zugenommen. Das darf nicht bagatellisiert werden! Die Telefone beim Kindertelefon Rat auf Draht laufen heiß – es gibt auch dort eine beinahe hundertprozentige Zunahme.
Auch wenn es dazu noch zu wenige Erhebungen und Studien gibt, so liegt es auf der Hand, dass es immer dann, wenn Familien auf engstem Raum zusammenleben und derzeit leben müssen, wenn alle Familienmitglieder inklusive den Peinigern zu Hause sind, wenn der Druck auf Frauen angesichts von Schulschließungen und eingeschränkten Versorgungsmöglichkeiten, Reduzierung der sozialen Kontakte und zunehmender Arbeitslosigkeit und finanzieller Probleme steigt, es vermehrt zu Gewalt an Frauen und Kindern kommt. Dazu benötigt es keine Ausnahmesituation wie jetzt.
Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist, weil sich viele Frauen nicht melden oder nicht melden können, weil viele glauben, sie werden es schon irgendwie schaffen oder weil sie sowieso keinen Ausweg mehr sehen oder weil sie keine Möglichkeit haben, dem Gewalttäter zu entfliehen.
Rückfragehinweis:
Mag.a Maria Rösslhumer
AÖF – Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser
Tel.: 0664 793 07 89
www.aoef.at