EU-Projekt WHOSEFVA - Arbeiten mit Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen zur Unterstützung von gewaltbetroffenen älteren Frauen

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      Ziel ist es, Gewalt an ältereren Frauen rascher zu erkennen und sie entsprechend zu unterstützen

      Gewalt an älteren Menschen ist ein weltweites Problem, das mit Menschenrechten, Geschlechtergerechtigkeit, häuslicher Gewalt und Überalterung der Bevölkerung zusammenhängt. Die Feminisierung des Alters und deren Konsequenzen sind alarmierend, denn besonders ältere Frauen erfahren spezifische und vielschichtige Benachteiligungen. Ältere Frauen sind einem dreifachen Risiko ausgesetzt: sie sind alt, von Gewalt betroffen und weiblich[1]. Aus diesem Grund hat die lebenslängliche geschlechterspezifische Diskriminierung einen kumulativen Effekt und jahrelange Vernachlässigung, Missbrauch und Gewalt führen zu einem hohen Anteil an älteren Frauen[2], die lebenslänglich Gewalt erleiden. Laut einer neuen FRA-Studie aus dem Jahr 2014 haben 19% aller Frauen über 60 Jahren ab ihrem 15. Lebensjahr Gewalt in der Partnerschaft erlebt. Bei 17% ging die Gewalt nicht vom Partner aus.[3]

      Es ist daher notwendig, dass für ältere Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, entsprechende unterstützende Wege geschaffen werden. Doch selbst wenn diese gefunden werden, erhalten weibliche Betroffene oft keine adäquate Hilfe, weil sie sich in einem Netz komplexer Abhängigkeiten befinden, zu denen noch gesundheitliche Probleme und ökonomische Unsicherheiten kommen, um nur ein paar zu nennen. Gesundheitseinrichtungen spielen bei der Unterstützung dieser Frauen eine entscheidende Rolle, da sie Möglichkeiten haben Verdacht auf Gewalt zu identifizieren und Betroffene häuslicher Gewalt betreuen und unterstützen könnten.

      WHOSEFVA ist ein zweijähriges, von der EU-Kommission mitfinanziertes Projekt des Daphne-Programms. Es zielt darauf ab, Defizite und Lücken, die im Gesundheitssektor vorhanden sind, aufzuzeigen, um gewaltbetroffene ältere Frauen effektiv zu unterstützen. Das WHOSEFVA-Projekt wird in folgenden sechs Ländern von 2017-2018 durchgeführt: Österreich, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland und Großbritannien. Die Koordination des Projektes liegt beim Frauen- und Informationszentrum in Estland in Kooperation mit der Universität in Tartu/Estland mit fachlichen Know-how aus Finnland und Österreich. In Österreich wird das Projekt vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) durchgeführt.

      Der Hauptfokus von WHOSEFVA ist es, die Kapazitäten von Opferschutzeinrichtungen mit dem Schwerpunkt häusliche Gewalt auszubauen, um die Bedürfnisse älterer Frauen, die von Gewalt betroffen sind, im Gesundheitssektor bzw. im Gesundheitssystem besser entgegen kommen zu können und damit den EU-Standards zu entsprechen.

      WHOSEFVA wird ein Schulungshandbuch entwickeln, um Opferschutzeinrichtungen in der gemeinsamen Arbeit mit Gesundheitseinrichtungen zu schulen. Darüber hinaus werden Workshops mit insgesamt 734 Fachkräften aus dem Gesundheitsbereich und MitarbeiterInnen von Opferschutzeinrichtungen abgehalten. Diese Workshops sollen dabei helfen, Hürden und Lücken in Gesundheitseinrichtungen aufzeigen und die Situation zu verbessern, um den Bedürfnissen von gewaltbetroffenen älteren Frauen gerecht zu werden.

      In jedem der teilnehmenden Länder werden Schulungen zu Gesundheits- und sozialer Fürsorge vor Ort abgehalten, die sich an Fachkräfte aus dem Gesundheitssektor richten. Inhaltlich geht es darum, wie Ausbildungsinstrumente und Best-Practice-Protokolle effektiv implementiert werden können.

      Das Schulungshandbuch wird voraussichtlich Ende Juli 2017 veröffentlicht und auf der der WHOSEFVA-Website www.whosefva-gbv.eu erhältlich sein. Es wird aus dem Englischen in fünf verschiedene Sprachen übersetzt: Estnisch, Finnisch, Deutsch, Griechisch und Lettisch.

      Darüber hinaus werden WHOSEFVA-Schulungsprogramme, die online abrufbar sein werden, entwickelt, um eine größere Reichweite und eine nachhaltige Nutzung der Ausbildungsunterlagen auf europäischer Ebene zu gewährleisten. Diese Programme werden auf den Ausbildungsmaterialien beruhen und haben zum Ziel, die Ressourcen von Organisationen mit dem Schwerpunkt häusliche Gewalt zu stärken und die Kooperation dieser mit Gesundheitseinrichtungen voranzutreiben, um geschlechterbasierte Gewalt an älteren Frauen zu erkennen und darauf zu reagieren.

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      Die wichtigsten Kontaktdaten der WHOSEFVA-PartnerInnen:

      Frauen- und Informationszentrum, Estland, Pille Tsopp-Pagan: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Universität von Tartu, Estland, Hector Pagan:
      Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Women’s Line Finland, Finnland, Elina Nikulainen:
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      Sirkka Perttu, Finnland:
      Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Kilcooley Women’s Centre, Großbritannien, Roberta Gray:
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      Union of Women’s Associations of Heraklion Prefecture, Griechenland,
      Nicholas Spetsidis: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Resource Centre for Women MARTA, Lettland, Dita Lāce:
      Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, Maria Rösslhumer:
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      Women against Violence Europe, Kelly Blank:
      Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Projekt-Website von
      WHOSEFVA: www.whosefva-gbv.eu


      [1] Penhale, B. (2003). Older women, domestic violence, and elder abuse: a review of commonalities, differences, and shared approaches. Journal of Elder Abuse & Neglect,15(3-4), 163-183.

      [2] Brownwell, 2014

      [3] European Union Agency for Fundamental Rights. (2014). Violence against women: An EU-wide survey.

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      Details siehe hier.

      Stand: 28.3.2024

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        Mord- versuche / Schwere Gewalt

        Projekt-Partnerschaften

        Die Informationsstelle gegen Gewalt wird gefördert von