Die Ergebnisse einer neuen US-Studie deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewalt in der Schule und Gewalt in der Partnerschaft gibt: Männer, die ihre Schulkameradinnen und -kameraden terrorisieren, haben ein erhöhtes Risiko, auch in einer Beziehung zum Gewalttäter zu werden.

      In den USA ist Erhebungen zufolge jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt durch den Partner betroffen. Verlässliche Forschungsergebnisse zu den Ursachen für gewalttätiges Verhalten gibt es kaum. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass Kinder, die Opfer von Gewalt werden oder in einer gewalttätigen Familie leben, auch als Erwachsene dazu neigen, Gewalt in Partnerschaften auszuüben.

      Eine neue Studie aus den USA zeigt nun, dass Männer, die ihre Partnerin körperlich oder psychisch misshandeln, sich häufig auch schon in der Schule gewalttätig verhielten („school bullying“).

      Rund 1.500 Männer zwischen 18 und 35 Jahren wurden im Rahmen der Studie zu ihrem Privatleben und ihrer Kindheit befragt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewalt in der Partnerschaft und Terror auf dem Schulhof gibt: Jene Männer, die schon in ihrer Kindheit Gewalt gegen Schulkameradinnen und -kameraden ausüben, haben ein nahezu vier Mal so hohes Risiko, auch in der Partnerschaft zum Gewalttäter zu werden.

      Laut den Autorinnen und Autoren der Studie seien dringend weitere Untersuchungen nötig, um die vermeintlich gemeinsamen Auslöser von Gewalt in der Schule und in der Partnerschaft zu klären und effektivere Präventionsarbeit leisten zu können.


      Quelle:

      Kathryn L. Falb, MHS; Heather L. McCauley, MS; Michele R. Decker, ScD, MPH; Jhumka Gupta, ScD, MPH; Anita Raj, PhD; Jay G. Silverman, PhD: School Bullying Perpetration and Other Childhood Risk Factors of Adult Intimate Partner Violence Perpetration;
      Arch Pediatr Adolesc Med. Published online 06/2011

       

      Im Rahmen des Eurobarometers (eine regelmäßig von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene öffentliche Meinungsumfrage) wurde eine im Zeitraum von Februar bis März 2010 in allen 27 EU-Mitgliedstaaten durchgeführte Umfrage zu häuslicher Gewalt gegen Frauen veröffentlicht.

      Die Studie ergab ein gesteigertes Bewusstsein über häusliche Gewalt gegen Frauen und den verstärkten Wunsch der Europäerinnen und Europäer nach konsequenterem Handeln um diese zu reduzieren.

      • Nur 2 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und Bürger haben noch nie von häuslicher Gewalt gegen Frauen gehört.
      • Gemäß der Befragung kennt je eine oder einer von fünf Europäerinnen und Europäern in ihrem oder seinem Bekannten- und Familienkreis eine Frau, die Opfer von häuslicher Gewalt wurde.
      • Eine oder einer von fünf der Befragten sagte, dass sie oder er jemanden kenne, die oder der häusliche Gewalt im Kreis der Familie und Freunde ausübt.
      • 87 Prozent der befragten Europäerinnen und Europäer sind der Meinung, dass die EU in den Kampf gegen häusliche Gewalt miteinbezogen sein sollte.

      Die Studie folgte einer frühere Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 1999, die in den damals 15 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt wurde und ermöglicht deshalb eine vergleichende Analyse der Ergebnisse für diese Länder.


      Mehr Informationen finden Sie unter diesem Link: Eurobarometer

      In der Forschung zu Partnergewalt gegen Frauen bleiben ältere Frauen als spezifische Gruppe häufig ausgeblendet. Die qualitative Studie "Intimate Partner Violence against elderly Women" beleuchtet das Problem aus Sicht von Expertinnen und Experten und Betroffenen.

      Studie: Partnergewalt gegen ältere Frauen (Intimate Partner Violence against elderly Women)
      Länderbericht Österreich (Wien 2010), Projektleitung: Dr.in Birgitt Haller

      Zusammengefasst vom Verein AÖF

      Im Rahmen eines EU Daphne Projekts (IPVoW - Intimate Partner Violence against older Women) haben Birgitt Haller und Helga Amesberger die österreichische Situation im Bereich Partnergewalt gegen ältere Frauen untersucht. Vor dem Hintergrund einer mangelnden Datenlage wurden Interviews mit betroffenen Frauen, Expertinnen und Experten und Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, die potentiell mit dem Thema konfrontiert sein könnten, durchgeführt. Ziel des europäischen Forschungsprojekts, das in sechs verschiedenen Ländern (Österreich, Deutschland, Großbritannien, Polen, Portugal und Ungarn) durchgeführt wurde, war es, Partnergewalt gegen ältere Frauen sowohl mit einem alters- als auch mit einem geschlechtersensiblen Blick umfassend zu analysieren.

      Wie die Autorinnen feststellen, werden bei der Analyse von Gewalt gegen ältere Frauen häufig altersbedingte Faktoren wie Gebrechlichkeit in den Vordergrund gerückt, geschlechtsspezifische Ursachen bleiben vielfach unberücksichtigt. Die Auswertung der von ihnen geführten Interviews mit betroffenen Frauen in Österreich zeigt jedoch, dass zwar beide Aspekte von Relevanz sind, strukturelle Benachteiligungen von Frauen und eine damit einhergehende Machtungleichheit jedoch dominieren.

      Alle zehn interviewten Frauen, die Opfer von Partnergewalt wurden, suchten erst nach Jahrzehnten professionelle Hilfe. Auch die befragten Expertinnen und Experten sprachen davon, dass ältere Frauen weitaus seltener Hilfe suchen würden, wenn sie von Gewalt betroffen sind. Sechs der zehn betroffenen Frauen wandten sich dennoch aus eigenem Antrieb heraus an eine Opferschutzeinrichtung. Trotz des hohen Alters der Interviewpartnerinnen (das Durchschnittsalter betrug 72 Jahre) verwies keine von ihnen auf die eigene körperliche Schwäche, auch benötigten sie keine Hilfe zur Bewältigung des Alltags.

      Ausschlaggebende Gründe für den langen Verbleib in der gewalttätigen Beziehung waren vorwiegend die ökonomische Abhängigkeit, aber auch Werthaltungen betreffend Familie und Geschlechterrollen, sowie fehlende Perspektiven für den Lebensabend. Die fehlende oder nur sehr geringe Pension erschwerte die Beendigung der Gewaltbeziehung, gesellschaftliche Normen wirkten sich jedoch ebenso stark auf die Beziehung aus. Die Abhängigkeit der Frauen wurde zusätzlich durch ihr Alter und die lange Dauer der Beziehung verstärkt. Mit einer Ausnahme berichteten alle Frauen von einer Zunahme der Gewalt im Laufe der Beziehung, dieser Effekt wurde durch die Pensionierung des Partners zusätzlich verstärkt. Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass Partnergewalt gegen ältere Frauen somit meist das Resultat jahrzehntelanger Gewalt ist, wobei sich die strukturelle Benachteiligung im Alter noch gravierender auswirkt.

      Wie die Studie zeigt, spielen Gesundheitseinrichtungen bezüglich des Umgangs mit häuslicher Gewalt eine zentrale Rolle: Die interviewten Frauen wandten sich häufig aufgrund von körperlichen Verletzungen und/oder psychischen Problemen an ihre Ärztinnen und Ärzte. Während sich manche von ihnen den Medizinerinnen und Medizinern anvertrauten, verschwiegen bzw. leugneten andere die Gewalt. Einigen Frauen wurden jahrzehntelang Psychopharmaka verschrieben, doch nur die wenigsten Ärztinnen und Ärzte setzten konkrete Maßnahmen in Form einer Anzeige oder der Vermittlung an eine Gewaltschutzeinrichtung. Die Autorinnen sprechen sich daher für eine umfassende Sensibilisierung und Schulung von Ärztinnen und Ärzten und Pflegepersonal aus.

      Auch eine enge Vernetzung mit Gewaltschutzeinrichtungen könne dabei helfen, Gewalt frühzeitig zu unterbinden. Hilfseinrichtungen für ältere Frauen und für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, bestehen in Österreich häufig nebeneinander, es fehlt jedoch an entsprechenden kombinierten Einrichtungen. Um eine optimale Betreuung zu gewährleisten, bräuchten Unterstützungseinrichtungen für Frauen zudem dringend mehr zeitliche – und damit finanzielle – Ressourcen. Wichtig sei zusätzlich der Aufbau von Betreuungsnetzwerken mit Alten- und Pflegeeinrichtungen, sowie mobilen Betreuungsdiensten – gerade im ländlichen Raum ist die fehlende Mobilität von betroffenen Frauen ein zentrales Problem.

       

      Quelle:

      Partnergewalt gegen ältere Frauen (Intimate Partner Violence against elderly Women)
      Länderbericht Österreich (Wien 2010), Projektleitung: Dr.in Birgitt Haller


      Zusammenfassung der Studie
      als PDF: Link

      Die Studie kann hier heruntergeladen werden: Link

      Femizide und Mordversuche 2024

      Details siehe hier.

      Stand: 15.4.2024

      • 8

        Femizide

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        Mord- versuche / Schwere Gewalt

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