Presseinformation
Männergewalt an Frauen ist die größte Krise der Demokratie
Eine ernsthafte Aufarbeitung der Täterschaft und ein konsequenter Umgang mit Tätern fehlt bisher in Österreich
Wien, 15.9.2023. Männergewalt hat in Österreich seit Anfang des Jahres erneut 17 Frauenleben und 34 Mordversuche gefordert. Aber anstatt Täter ernsthaft zur Verantwortung zu ziehen, werden betroffene Frauen beschuldigt. Aber anstatt hinzuschauen, es ernsthaft anzugehen, wird weggeschaut, wird verdrängt, es wird abgelenkt. Einer der Hauptgründe, warum das massive Ausmaß der Männergewalt an Frauen kein Ende nimmt.
Der österreichische Filmmacher Günter Schwaiger appelliert seit Jahren, sich mit diesem Phänomen auseinanderzusetzen und zieht auch Parallelen in seinem jüngst erschienenen Film „Wer hat Angst vor Braunau“ und sagt „In einer Gesellschaft, in der seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute die meisten NS-Täter straffrei geblieben sind, muss zwangsläufig eine gewisse “Täter-Toleranz” zur Denkgewohnheit geworden sein. Statt hinzuschauen, wurde und wird einfach weggeschaut. Diese Art von "Nachsichts-Mechanismus" scheint auch in Bezug auf Täter von Gewalt gegen Frauen bis heute wirksam zu sein.
Und so wie Rassismus und Antisemitismus nie ganz verschwunden sind, ist auch das patriarchale Denken und Handeln in Österreich keineswegs Teil der Vergangenheit. Am Extremsten zeigt sich das in der Gewalt gegen Frauen, die in ihrem Kern nicht auf emotionalen Impulsen oder ungewollter Eskalation beruhen, sondern auf der bewussten oder unbewussten männlichen Überzeugung, dass eine Frau nicht das Recht hat frei zu sein“.
Günter Schwaiger beschäftigt sich seit Jahren mit den Ursachen und Auswirkungen der Gewalt an Frauen und Kindern. Seine berührenden Filme „Martas Koffer“ (2013) und „Der Taucher“ (2019) zeigen die verzweifelte Lage von betroffenen Frauen und Kindern und diese Filme sind ein Appell, dieses tiefsitzende patriarchale System zu unterbrechen.
Günter Schwaiger ist auch ein langjähriger Verbündeter von „StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt“ im Verein AÖF, wo wir vor allem an die verantwortliche Politik und den männlichen Teil der Bevölkerung appellieren, sich zu engagieren. Auch hier stellt der Filmemacher Günter Schwaiger unmissverständlich klar: „Viele Männer glauben, wenn sie selbst nicht gewalttätig sind, geht sie das Thema nichts an. Doch gerade wir Männer müssen uns damit befassen, wir sind verantwortlich für diese Gewalt. Es ist natürlich sehr schmerzhaft. Auch ich hatte Berührungsängste, weil man schnell das Gefühl bekommt, dass man da in Abgründe blickt. Das Problem wird man aber nur lösen können, wenn wir Männer uns endlich in den Spiegel sehen – da geht kein Weg daran vorbei“ (Günter Schwaiger, Zitat aus einem Interview mit Der Standard am 2.12.2019).
Kontakt:
Mag.a Maria Rösslhumer
AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser
Tel.: 0664 793 07 89
www.aoef.at